Lernen und Lehren im digitalen Wandel

Praxisbeispiele aus dem Geschichtsunterricht

Ausgewählte Praxisbeispiele aus dem Geschichtsunterricht zum Thema „Lernen und Lehren im digitalen Wandel“ standen am Nachmittag des 7. Februar 2018 im Fokus des Vortags von Katharina Kaiser und Frank Zinecker. Die beiden Lehrkräfte der Tablet-Projektschule Gymnasium Nackenheim präsentierten neben der Entwicklung und curricularen Verankerung des Medienkonzepts ihrer Schule auch konkrete Umsetzungsbeispiele ihrer Unterrichtspraxis. Hierbei standen die Nutzung digitaler Schulbücher, produktorientiertes Arbeiten mit E-Books und der Green-Screen-Methode sowie die Konzeption von Projektarbeiten mit digitalen Quellen und Apps im Mittelpunkt.

In einem ersten Vortragsblock wurde der Einsatz Neuer Medien im Rahmen außerschulischer Exkursionen näher beleuchtet. Katharina Kaiser berichtete in diesem Kontext vom begleitenden Tablet-Einsatz während der Begehung des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg. Ziel der Exkursion stellte die Kontrastierung der propagandistisch aufgeladenen Bilder des Geländes aus der NS-Zeit mit den Schülerwahrnehmungen des historischen Ortes dar. Die Gegenüberstellung aktueller Bildaufnahmen mit zuvor im Internet recherchierten und historisch kontextualisierten Motiven der Zeit vor 1945 hoben den Inszenierungscharakter der Originalbilder hervor. In der unterrichtlichen Nachbereitung der Exkursion boten die entstandenen Bildcollagen Anlass zur Diskussion um medial vermittelte Bilder in der Gegenwart und ihren manipulativen Charakter. Neben einer kritischen Bildwahrnehmung wurde über Impulse zur Frage nach Erhalt und Verfall der baulichen Überreste nationalsozialistischer Architektur in Nürnberg auch eine Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände als Erinnerungsort angeregt. Abschließend wies Kaiser darauf hin, dass die Unterrichtseinheit neben einer methodischen Beleuchtung der Gattung „Bildquelle“ so auch die Schulung geschichtskultureller Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler fördere.

In einem zweiten Vortragsblock widmete sich Frank Zinecker der Erstellung und Dekonstruktion von Erklärvideos. Der Vortragende betonte, dass durch die Arbeit mit Geschichtsdarstellungen im Internet der digitale Raum selbst als Erinnerungsraum dekonstruiert wird und so der Umgang mit einer Vielfalt an Geschichtsdeutungen in den Fokus rücke. Im Anschluss präsentierte Zinecker Unterrichtsbeispiele zur Visualisierung mit Neuen Medien, etwa das Arbeiten mit der App „ExplainEverything“ sowie Darstellungen in Form von Mind-Maps oder einem interaktiven Zeitstrahl.

In einem Fazit stellten die Vortragenden fest, dass der digitale Wandel insbesondere auch Auswirkungen auf den Geschichtsunterricht zeigt: Einerseits in Bezug auf didaktische Möglichkeiten zur Erschließung von Quellen und ihrer Analyse, andererseits durch methodische Potentiale, die aus dem Einsatz Neuer Medien im Hinblick auf handlungs- und produktorientiertes Arbeiten erwachsen. Schließlich bietet das Internet über eine rezeptive Nutzung hinaus auch die Möglichkeiten des Erstellens und Teilens von Inhalten in Blogs oder Social Media, wobei wiederum die Förderung narrativer Kompetenzen im Fokus steht.

In einer anregenden Schlussdiskussion wurden insbesondere die Aspekte des veränderten Zugriffs auf Wissen und damit einhergehende Effekte auf Unterricht aufgegriffen. Zinecker und Kaiser machten in diesem Zusammenhang deutlich, dass die erhöhte Verfügbarkeit von Informationen in besonderem Maße zu einem quellenkritischen und sensiblen Umgang mit ihnen anregen sollte und somit vor allem die Methodenkompetenz beim digitalen Lernen besonders gestärkt werden kann und muss.