Am Dienstag, den 17. Januar 2017, hatten die Schüler und Schülerinnen des 11er-Leistungskurses des Gymnasiums Nackenheim ihren Geschichtsunterricht nicht im Klassenraum, sondern in der Innenstadt von Mainz und im Philosophicum der Universität Mainz. Unterrichtet wurden sie von Studierenden des Historischen Seminars der JGU, die im Rahmen des Lehr-Lern-Forschungslabors Geschichte diesen Tag gemeinsam mit ihrer Professorin Frau Dr. Hensel-Grobe vorbereitet haben. Das LLF Geschichte ist Teil des Projektes „Lehr-Lern-Forschungslabor – Ort der zukunftsorientierten Kooperation in der Lehramtsausbildung“ der JGU Mainz, das im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wird. Ziel des Lehr-Lern-Forschungslabors Geschichte ist es, Theorie und Praxis in der Geschichtslehrerausbildung sinnvoll zu verknüpfen, die Zusammenarbeit von Fachdidaktik, Fachwissenschaft und Bildungswissenschaft zu intensivieren und somit spannende Themen in die Schule zu bringen.
Im Mittelpunkt des ersten Schülerseminars stand – ganz mainztypisch – Johannes Gutenberg. Die Schüler und ihre Lehrerin Frau Kaiser begaben sich mit den Studierenden auf eine Spurensuche vor Ort. Dabei ging es nicht nur um Gutenberg und den Buchdruck im Mainz des 15. Jahrhunderts, sondern auch um die in der Stadt verankerte Erinnerung an ihn. Was bewegte Menschen aus verschiedenen Regionen Europas 1837 dazu, für die Errichtung des Denkmals vor dem Staatstheater zu spenden? Warum versuchte die Obrigkeit im 19. Jahrhundert, die kulturellen Errungenschaften des Buchdrucks hervorzuheben, aber die auf Gutenberg projizierten Freiheitsforderungen einzudämmen? „Wir möchten die Schülerinnen und Schüler mit den verschiedenen Deutungen historischer Themen konfrontieren, so dass sie hinterfragen, wie verschiedene Gruppen einer Gesellschaft um die „richtige“ Erinnerung rangen und dabei Ereignisse aus der Vergangenheit selektierten oder aufluden“, beschreibt Prof. Dr. Meike Hensel-Grobe die Zielsetzung des Schülerseminars. Sie zieht ein positives Fazit aus dem ersten Schülerseminar: „Die Studierenden haben ihre Aufgabe sehr gut umgesetzt und die Schülerinnen und Schüler umsichtig an die geschichtskulturellen Fragestellungen herangeführt“. Mit diesem Schritt beginnt eine wichtige Phase in der Geschichtslehrerausbildung, die Fachwissenschaft und hohe Praxisanbindung verbinden soll.