Nachdem unsere Exkursionsgruppe am Morgen endlich die Vorzüge einer Dusche MIT Duschvorhang zu schätzen gelernt hatte, starteten wir mit dem Bus in östliche Richtung nach Suceava. Die Kreisstadt, als nördlichster Punkt unserer Exkursion, verbindet sowohl Aspekte der Region Moldau als auch der Bukowina. Nach einer 30 Kilometer und damit vergleichsweise kurzen Fahrt, allerdings nicht ohne das inzwischen routinemäßige Nachfragen nach dem richtigen Weg seitens Herrn Maner, besichtigten wir als erstes die Fürstenburg, welche im 14. Jahrhundert als Fürstenhauptsitz der Moldau etabliert wurde.
Vor dem Museum der Fürstenburg erwartete uns bereits die Museumsführerin, die ihren Rundgang damit einleitete, dass vor vier Jahren erneute Ausgrabungen rund um die Burg eingeleitet, die gerade erst beendet wurden, die größte Ausgrabung aber gerade erst 50 Jahre her sei. Die Burg selber besticht vor allem durch Mauerreste und einen rekonstruierten Innenausbau. Weiterhin gab uns die Museumsführerin einen historischen Überblick in Bezug auf den Fürstensitz.
Die früheste Quelle von 1388, die noch erhalten ist, erwähnt zum ersten Mal die Burg und es wird berichtet, dass sich Peter I. viel Geld von König Wladislaw III. (in etwa 3000 Rubel) geliehen hat. Somit wurde unter Peter I. der Wechsel des Fürstensitzes nach Suceava eingeleitet und die Stadt wurde für ca. 200 Jahre zur Hauptstadt des Fürstentums. Es wird aufgrund von Ausgrabungsfunden davon ausgegangen, dass es bereits zuvor eine Burg an diesem Ort gegeben hat, die dann weiter ausgebaut, bzw. umgebaut wurde. Ob Peter I. in der Burg seine letzte Ruhe gefunden hat, dessen ist man sich nicht sicher. Auch Stefan der Große baute den Fürstensitz weiter aus, vor allem die Abwehranlagen des Fürstensitzes. Die Burg wurde mit Feuerwaffen ausgestattet, während der angelegte Burggraben aber wahrscheinlich nie mit Wasser befüllt war, sondern mit Hindernissen versehen wurde. Die Burganlage wurde bis ins 17. Jahrhundert als Verteidigungsanlage genutzt und verfiel danach zusehend, gerade auch, weil der Bevölkerung von Suceava erlaubt wurde, Steine für den eigenen Häuserbau abzutragen und somit anderweitig zu nutzen.
Auch der Innenausbau der Burg entwickelte sich über die Jahre und Jahrzehnte weiter. So lassen sich nicht nur gotische und romanische Elemente im Inneren wiederfinden, sondern auch orientalische Ornamente. Nachdem im 17. Jahrhundert langsam der Zerfall der Burg eingeleitet wurde, entstand Ende des 19. Jahrhunderts eine lokale Initiative, die Maßnahmen zur Erhaltung der Burg einleitete. Heute ist die Burganlage ein Museum.
Am Ende der Führung betonte unsere Museumsführerin noch, dass die Burg niemals eingenommen wurde – bis dahin. Zwei der Exkursionsteilnehmer, Alexander Ring und David Selzer, allerdings machten sich zugleich auf, die Burg einzunehmen. Von Herrn Maner zwar als schändliche Absicht bezeichnet, wurde dieses – Ereignis – von unserer Museumsführerin begrüßt, immerhin könne solch eine Annektierung neue Möglichkeiten der Finanzierung und Erhaltung eröffnen. Ob und inwiefern bereits pfälzische oder saarländische Gepflogenheiten Einzug in die Burg erhalten haben, kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen.
Nach dieser Eroberung besuchten wir dann das armenische Kloster Zamca, welches Ende des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. Es ist eines von ehemals vier armenischen Klöstern der Stadt, wobei kaum noch Armenier in Suceava leben. Trotz der Tatsache, dass Armenier als Häretiker gebrandmarkt waren, waren sie aufgrund ihrer Handelsbeziehungen gut in die Stadtgemeinschaft integriert. Trotz dessen setzte Mitte des 16. Jahrhunderts die Verfolgung der Armenier ein, die sich vor allem als „materielle Verfolgung“ äußerte und zu Plünderungen führte. Zwar verfiel auch dieses Bauwerk ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, doch wurde es 2007 mithilfe von europäischen Finanzmitteln wieder rekonstruiert.
Judith Perisic